Eines haben Deutschland und Italien gemeinsam: es gibt immer weniger junge Menschen, die einen Beruf erlernen wollen. In Deutschland geht die Zahl der Auszubildenden von Jahr zu Jahr zurück, laut der Agentur für Arbeit wurden im vergangenen Jahr mehr als 60.000 Stellen nicht besetzt. In Italien ist es noch schlimmer: Laut einer Umfrage der Handelskammer finden mehr als 56 Prozent der Unternehmer nicht die gewünschten Fachkräfte, vor allem im Maschinenbau, in der Elektronik und im Baugewerbe, aber auch im Tourismus und im Handel. Rund 400.000 Stellen sind unbesetzt.

Da muss gegengesteuert werden, denn die Situation spitzt sich zu in beiden Ländern. Der Fachkräftemangel drückt aufs Wachstum, die Folgen der Pandemie und der Ukraine-Krieg machen die Situation nicht besser.

Was tun? Bei der Fachmesse Didacta Italia ging es in Florenz zwei Zage lang um Berufsperspektiven, neue Kompetenzen und Bildungswege. Der Ableger der deutschen Didacta konnte endlich nach der Pandemie wieder in Präsenz stattfinden. Am gemeinsamen Stand von Unioncamere, dem Dachverband der italienischen Industrie-, Handwerks- und Handelskammern, und der ITKAM, der Italienische Handelskammer für Deutschland, präsentierten Experten nicht nur die Palette der Möglichkeiten für junge Menschen, die kein Studium, sondern eine Ausbildung machen wollen. Es ging auch um best practise:  Unternehmer und Lehrer berichteten aus der Praxis – und die deutschen Vertreter über das duale System. Derzeit werden in Deutschland Ausbildungsordnungen und Ausbildungsberufe modernisiert.

In Italien gibt es dagegen ein erfolgsbringendes Schulmodell, das weiter ausgebaut wird. Es sind die mittlerweile 120 „Istituti Tecnici Superiori“ ITS, eine Art Fachhochschule. Unternehmer sind Dozenten und ein Drittel der zweijährigen Ausbildungszeit findet in den Betrieben statt.

Die ersten Statistiken sind positiv, so ist die Beschäftigungsquote der ITS-Absolventen ein Jahr nach dem Abschluss besser als nach einem Hochschulabschluss. Die Politik unterstützt den Kurs. Im Corona-Wiederaufbaufonds der Regierung in Rom sind 1,5 Milliarden Euro für die ITS vorgesehen.

Das Fazit aller Experten: ohne zusätzliche Fähigkeiten klappt es nicht mit dem Match zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt. Und dazu gehören neben digitalen Skills auch die Fächer, die an den ITS gelehrt werden: Energieeffizienz, nachhaltige Mobilität, neue Lebenstechnologien, innovative Technologien für das kulturelle Erbe und Aktivitäten – Tourismus, Informations- und Kommunikationstechnologien und neue Technologien für das Made in Italy.

Präsentiert wurde auf der Messe die  Plattform Excelsior, die jährliche Prognosedaten über Arbeitsmarkttrends,  Kompetenzanforderungen und den Berufs- und Ausbildungsbedarf der Unternehmen liefert. Jetzt müssen die Jugendlichen sich nur noch für eine Branche entscheiden.Moderation in Florenz